Radikalisierungen bei den Querdenkern Hagen!

DIE LINKE. Kreisverband Hagen

Radikalisierungen bei den Querdenkern Hagen Gewalt- und Kriegsrhetorik, Antisemitismus und “Qanon” von Benjamin Weißhaupt, Aktionskreis Antifaschismus Hagen. Die Bilder von den Querdenkern aus Kassel oder die Woche zuvor aus Düsseldorf und Dresden haben bisweilen für Entsetzen gesorgt.

Wir haben uns die Mühe gemacht und die internen Chats der lokalen Querdenker um Michael Schele ausgewertet. Angesichts der Ideologien, die sich in den internen Gruppen der Hagener finden, sind die Eindrücke aus den verschiedenen Städten kaum verwunderlich.

Auch kann in diesen Chats sehr eindrucksvoll die Radikalisierung der “Mini-Bewegung” nachvollzogen werden. Gab man sich anfangs noch betont friedlich und verteilte auf den ersten Demos im vergangenen Jahr in Hagen noch weiße Rosen (die Anlehnung an die gleichnamige Widerstandsgruppe versteht wer will), redet Querdenken-Anmelder Schele mittlerweile offen über seine Gewalt-Vorstellungen auf den Demos. „In anderen Ländern werfen die Bürger nicht mehr mit Wattebällchen…” oder er droht der Polizei “Aber eines Tages dreht sich der Spieß und dann sollten diese Verbrecher in Uniform laufen…”

Besonders der Kampf gegen die Polizei scheint es Schele angetan zu haben, fordert er doch weiter “Er soll uns mal was über Polizeitaktik erzählen, Infos die wir “an der Front” verwenden können um besser zu erkennen was die Bullen vorhaben. Das andauernde Friedensgequatsche ist wenig praxisorientiert”.

In Kassel konnte man der praktischen Umsetzung dieser Worte zuschauen. So griff Schele, unter anderem als Wortführer mit Megafon unterwegs, im Weg stehende Fahrradfahrer*innen an, trat nach diesen und rief durchs Megafon den Leuten zu, es ihm gleichzutun “Brecht durch, das sind nur Spackos”. Nicht verwunderlich, kündigte er doch “Taktiken und Manöver” in Kassel an. Er kündigte zudem an, trotz Verboten in Kassel zu demonstrieren.

Worauf Schele mit seiner Rhetorik aus Gewalt und Übermachtphantasien abzielt? Offen kommuniziert er dies im Chat mit den Worten “…der “Endsieg” naht”. “Endsieg” gehörte zum Standartvokabular der Nationalsozialisten und war maßgeblich durch Adolf Hitler geprägt.

Bürgerkriegsszenarien, Gewaltandrohungen und “Endkampf-Stimmung” zeichnen auch die inneren Diskussionen. Auch die Eskalation in Kassel kam mit Ansage “Leute, dass muss so sein. Die Scheiße muss erst richtig qualmen, damit die das merken. […] unsere Zeit kommt jetzt. Ich will euren Kampfgeist sehen. Jetzt ist keine Zeit für Weichgespülte. Donnerstag Autokorso in Hagen, danach Kassel. Da wird die Post abgehen. […]”

Zudem ist von “Kriegserklärungen durch die Regierung” die Rede, es sei “Schluss mit lustig” und “Die Zeit der Reden und Bühnen ist vorbei” und auch dem Wunsch, Angela Merkel wahlweise einzusperren oder “Diese Ausgeburt gehört auf den Scheiterhaufen”.

Gerade Mordphantasien haben es den Q. angetan. Anlässlich eines angekündigten Gegenprotests auf Fahrrädern, kündigten einige Q. an, Aktivist*innen zu überfahren. Unter dem Nutzernamen Eddie Fröhlich kündigte ein Q. an “Soll die mal kommen am Donnerstag, überfahre ich höchstpersönlich.”

Ähnlich drohend äußert sich Max Roland Pietsch, AfD-Kommunalpolitiker “OHHH, da kann man/frau schnell unter die Räder kommen”. Auch fällt Pietsch gerne mit faschistischem Vokabular auf, zuletzt mit dem Mussolini Zitat “Viel Feind, viel EHR”. Pietsch ist selber großer Fan von Schusswaffen, über die bedrohlich zunehmende Bewaffnung von Rechtsextremisten, gerade im Bezug zu Endkampf-Rhetorik, schrieb u.a. die Süddeutsche Zeitung

https://www.sueddeutsche.de/politik/waffen-mehr-rechtsextremisten-mit-waffen-im-visier-der-behoerden-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-210202-99-263833

Zermürbungstaktik der Behörden und Ordnungskräfte erwähnt auch Initiator M. Schele “Auch dauerhaft Polizei- und O-Amtskräfte zu binden, indem man durch legale Anmeldungen zahlreiche Personalüberstunden und hohe Kosten für kleine Kommunen produziert, ist Strategie und schwächt das System des Feindes und zermürbt auch die Psyche der gegnerischen Streitkräfte. Im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt.”

Immer wieder kommt es auf Q-Demos zu mal offenen, mal versteckt-codierten Antisemitismus. So auch massiv in Hagen. Weiterleitungen von “KenFm” oder “Xavier Naidoo” betten Diskussionen ein, ob die Erfinder der Impfstoffe nicht Juden sind (“Ist der Geschäftsführer der Impffirma nicht selbst Jude?”) Auch das Lieblings-Feindbild der extremen Rechten, George Soros (überlebender der Shoa), findet seine Erwähnung und wird kurzerhand zum „Nazi” ernannt.

Aus dem Channel „NSDAP International“ wurde ein Video von Ursula Haverbeck in die Gruppe geteilt. Die 92-Jährige saß bereits wegen Holocaustleugnung in Haft und erklärt in dem Video, wie „die Juden“ Migration als Waffe gegen Europa einsetzen. Eine absurde antisemitische Verschwörungsphantasie, die angesichts der anderen Verschwörungserzählungen in der Gruppe sicherlich nicht auf unfruchtbaren Boden gefallen sein dürfte.

Fester Bestandteil der Gruppennachrichten, ist ein Verweis auf die Qanon-Bewegung (“Realitätsfern, antisemitisch, gefährlich” so die Beschreibung der Amadeu-Antonio-Stiftung). Ob “Parasiten im Fleisch”, Behauptungen die Regierung sei eine “pädophile Schwerverbrecher-Elite“ oder die Verbreitung einer “Deep-State” Erzählung. Die QAnon-Bewegung verbindet hanebüchenen Unsinn mit alten, antisemitischen Ressentiments, und gilt den Sicherheitsbehörden weltweit als sehr gefährlich.

Diese kurze Recherche zeigt, die massive Gefahr und Gewaltbereitschaft, die von der Querdenker-”Bewegung” ausgeht. Lasst uns zusammen dieser kleinen, jedoch gefährlichen Gruppe von Menschenfeinden zeigen was wir von ihnen halten, nämlich mal so wirklich gar nichts.

Querdenken versenken.